Samstag, 28. November 2009
Ein Weihnachtsgedicht...
ein milder Stern herniederlacht;
vom Tannenwalde steigen Düfte
und kerzenhelle wird die Nacht.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken,
in märchenstiller Herrlichkeit.
Ein frommer Zauber hält mich nieder,
anbetend, staunend muß ich stehn,
es sinkt auf meine Augenlider,
ich fühl's, ein Wunder ist geschehn.
(Theodor Storm)
Mittwoch, 24. Juni 2009
Gott als Hebamme
Manche Bilder der Klagepsalmen sind besonders eindrücklich. In Psalm 22 wird Gott als Hebamme beschrieben. Der Beter klagt zunächst über seine gefühlte Gottverlassenheit. Er scheint hin- und hergerissen, seine Gedanken schweifen von seinem Unglück immer wieder hin zu Gott, den er als vertrauenswürdig erfahren hat. "Vertrauen" und "Mutterleib" klingen im Hebräischen sehr ähnlich.Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Fern von meiner Rettung sind die Worte meines Gestöhns. 3 Mein Gott, ich rufe bei Tage, und du antwortest nicht; und bei Nacht, und mir wird keine Ruhe.4 Doch du bist heilig, der du wohnst unter den Lobgesängen Israels.5 Auf dich vertrauten unsere Väter; sie vertrauten, und du rettetest sie. 6 Zu dir schrien sie um Hilfe und wurden gerettet; sie vertrauten auf dich und wurden nicht zuschanden.7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk. 8 Alle, die mich sehen, spotten über mich; sie verziehen die Lippen, schütteln den Kopf: 9 "Er hat es auf den HERRN gewälzt, der rette ihn, befreie ihn, denn er hat ja Gefallen an ihm!" 10 Ja, du bist es, der mich aus dem Mutterleib gezogen hat, der mir Vertrauen einflößte an meiner Mutter Brüsten. 11 Auf dich bin ich geworfen von Mutterschoß her, von meiner Mutter Leib an bist du mein Gott.(Rev. Elberfelder Übersetzung)
Donnerstag, 18. Juni 2009
Milchschaum, Eschatologie und Ethik
Montag, 15. Juni 2009
Schlicht und ergreifend II
κύριε, ἐὰν θέλῃς δύνασαί με καθαρίσαι.
καὶ ἐκτείνας τὴν χεῖρα ἥψατο αὐτοῦ λέγων·
θέλω,
καθαρίσθητι
(aus Mt 8)
Freitag, 12. Juni 2009
Donnerstag, 11. Juni 2009
Kirche, Kaffee und Corporate Identity
Mt 5, 13 „Ihr seid so wichtig, wie Salz wichtig ist für diese Welt. Ohne euch würde nichts mehr richtig schmecken und ohne euch würde auch alles Gute uncool sein. Das ist so: ihr seid wie ein Kühlschrank für diese Welt, denn ohne euch würde alles vergammeln. Aber wenn Salz lasch geworden ist und nicht mehr salzt, und ein Kühlschrank kaputt ist und nicht mehr kühlt, gehört beides auf den Müll, damit es dort restlos entsorgt wird. 14 Auch sehe ich euch wie ein helles Licht in dieser Welt. Wenn eine Stadt oben auf einem Berg liegt, kann man ihre Beleuchtung nachts ja auch noch kilometerweit sehen. 15 Wenn du dir eine Lampe für dein Zimmer besorgst und sie nachts anmachst, dann stellst du sie doch auch nicht unters Bett. Ganz im Gegenteil, du stellst sie dahin, wo man sie auch sehen kann und sie alles beleuchtet! 16 Genauso soll auch euer Licht für alle Menschen sichtbar sein. So wie ihr lebt und an eurer Einstellung, daran sollen sie euren Vater im Himmel erkennen und von ihm begeistert sein.“ Matthäus 5, 13-16 nach der Volxbibel
Mittwoch, 10. Juni 2009
Veränderungen (?)
Samstag, 6. Juni 2009
Theologie der Hoffnung
Man nannte lange Zeit die Eschatologie die "Lehre von den letzten Dingen" oder die "Lehre von dem Letzten". [...] In Wahrheit aber heißt Eschatologie die Lehre von der christlichen Hoffnung, die sowohl das Erhoffte wie das von ihm bewegte Hoffen umfasst. Das Christentum ist ganz und gar und nicht nur im Anhang Eschatologie, ist Hoffnung, Aussicht und Ausrichtung nach vorne, darum auch Aufbruch und Wandlung der Gegenwart. (S. 11)
Gott hat den Menschen erhöht und ihm Aussicht ins Freie und Weite geschenkt, aber der Mensch bleibt zurück und versagt sich. Gott verheißt eine Neuschöpfung aller Dinge in Gerechtigkeit und Frieden, aber der Mensch tut so, als wäre und bliebe alles beim Alten. Gott würdigt ihn seiner Verheißungen, aber der Mensch traut sich das nicht zu, was ihm zugemutet wird. Das ist die Sünde, die den Glaubenden zutiefst bedroht. Nicht das Böse, das er tut, sondern das Gute, das er unterlässt, nicht seine Untaten, sondern seine Versäumnisse klagen ihn an. Sie klagen ihn des Mangels an Hoffnung an. Denn diese sogenannten Unterlassungssünden gründen allemal in Hoffnungslosigkeit und Kleinglauben. "Nicht so sehr die Sünde stürzt uns ins Unheil als vielmehr die Verzweiflung", sagte Johannes Chrysostomos. Darum zählte das Mittelalter die acedia oder tristitia unter die Sünden wider den heiligen Geist, die zum Tode führen. (S.18)
Darum macht der Glaube, wo immer er sich zur Hoffnung entfaltet, nicht ruhig, sondern unruhig, nicht geduldig, sondern ungeduldigt. Er besänftigt nicht das cor inquietum, sondern ist selber dieses cor inquietum im Menschen. Wer auf Christus hofft, kann sich nicht mehr abfinden mit der gegebenen Wirklichkeit, sondern beginnt an ihr zu leiden, ihr zu widersprechen. Frieden mit Gott bedeutet Unfrieden mit der Welt, denn der Stachel der verheißenen Zukunft wühlt unerbittlich im Fleisch jeder unerfüllten Gegenwart... Diese Hoffnung macht die christliche Gemeinde zu einer beständigen Unruhe in menschlichen Gesellschaften, die sich zur "bleibenden Stadt" stabilisieren wollen. Sie macht die Gemeinde zum Quellort immer neuer Impulse für die Verwirklichung von Recht, Freiehit und Humanität hier im Lichte der angesagten Zukunft, die kommen soll. Diese Gemeinde ist verpflichtet zur "Verantwortung der Hoffnung", die in ihr ist (1.Petr 3,15).
Freitag, 5. Juni 2009
Calvins Doxologie äh Theologie: Das Dreifache Amt Christi
Ich habe es schon immer gedacht. Liest man Johannes Calvins Institutio (mal ganz untheologisch und unkritisch) fühlt man sich in ein Lobpreiskonzert versetzt. Calvin verweist auf Gott in seiner Souveränität, Majestät und Herrlichkeit.
Montag, 1. Juni 2009
Was ist Theologie?
Mittwoch, 27. Mai 2009
"Ernstlich Reden" - Die Klagepsalmen
Diese Frage ist paradox, weil sie sich an Gott richtet. Der Beter beklagt die Abwesenheit Gottes, obwohl er sich genau an diesen angeblich Abwesenden wendet. Wie ist das zu erklären?
Denn ein menschlich Herz ist wie ein Schiff auf dem wilden Meere, welches
die Sturmwinde von den vier Orten der Welt treiben ... Solche Sturmwinde aber
lehren mit Ernst reden und das Herz öffnen und den Grund herausschütten ... Was
aber ist das meiste im Psalter, denn solch ernstlich Reden in allerlei solchen
Sturmwinden? Wo findet man feinere Worte von Freuden, als die Lobpsalmen oder
Dankpsalmen haben?M.Luther, Vorrede zum Psalter (1528), WA.DB
10,1,101f.
Samstag, 23. Mai 2009
Tauffest
Donnerstag, 21. Mai 2009
Schlicht und Ergreifend
Manche Stellen in der Bibel sind schlicht und ergreifend:
"Und [die Emmausjünger] nötigten ihn und sprachen:
Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben."
Anfragen an Carl Rogers und seine Rezeption in der evangelischen Seelsorgelehre
1. Ist die pastoralpsychologische Rezeption nicht zu vereinfacht? Sollte man ekklektisch Gesprächsregeln übernehmen?
2. Liegt nicht bei den Regeln Wertschätzung und Emphatie die Gefahr einer Technisierung nahe, die der Regel "Echtheit" widerspricht?
3. Ist Rogers Anthropologie nicht zu optimistisch? Kann der Mensch sich selber helfen? Wie steht Rogers Menschenbild im Verhältnis zum extra nos und zur christlichen Sündenlehre?
4. Was macht eine Seelsorge, die sich primär an der Gesprächspsychotherapie orientiert zur evangelischen Seelsorge?
5. Darf die Gesprächsführung in der Seelsorge non-direktiv sein? Wird hier der Seelsorger nicht mundtot gemacht?
6. Führt die Empathievorstellung Rogers nicht einer zu großen Nähe zum Klienten? Wie kann eine professionelle Distanz des Therapeuten gewahrt bleiben?
Carl Rogers (1902-1987) und seine Rezeption in der evangelischen Seelsorge
Doch zunächst die Beschreibung: Carl Rogers ist Begründer der Klienten-Zentrierten-Gesprächstherapie (auch Personenzentriert oder einfach Gesprächspsychotherapie genannt). Therapie ist nach diesem Modell ganz auf den Ratsuchenden und dessen Gefühle konzentriert. Sie ist darum nicht-direktiv, d.h. der Therapeut wird keinerlei Wertungen vornehmen und keine Ratschläge erteilen.
Besonders häufig wurde in der Seelsorgelehre auf die Beziehung zwischen Klient und Therapeut hingewiesen. Dabei gibt es Grundwerte:
a) Echtheit: Der Therapeut darf keine Fassade aufbauen, es ist wichtig, dass er authentisch bleibt.
b) Wertschätzung (bedingungslose Zuwendung ohne jegliche Wertung des Gesagten)
c) Empathie (einfühlendes Verstehen): Rogers schlägt vor, dass der Therapeut sich in die Situation des Klienten derart hineinversetzt, dass er so sehr mitfühlt, dass er eine Zeitlang in der Gefühlswelt des Klienten lebt.
Das untenstehende Video zeigt Carl Rogers mit seiner Klientin Gloria. Danke, youtube!
Sonntag, 17. Mai 2009
Samstag, 16. Mai 2009
Von der Klage zum Dank - die Psalmen
Donnerstag, 14. Mai 2009
Sonntag, 3. Mai 2009
Die Psalmen
Ich bin der Ansicht, dass in den Worten dieses Buchs das ganze menschliche Leben, sowohl die geistlichen Grundhaltungen als auch die jeweiligen Bewegungen und Gedanken umfasst und enthalten sind.
Athanasius von Alexandrien (295-373), Brief an Marcellinus
Denn ein menschlich Herz ist wie ein Schiff auf dem wilden Meere, welches die Sturmwinde von den vier Orten der Welt treiben ... Solche Sturmwinde aber lehren mit Ernst reden und das Herz öffnen und den Grund herausschütten ... Was aber ist das meiste im Psalter, denn solch ernstlich Reden in allerlei solchen Sturmwinden? Wo findet man feinere Worte von Freuden, als die Lobpsalmen oder Dankpsalmen haben?
M.Luther, Vorrede zum Psalter (1528), WA.DB 10,1,101f.
Nicht ohne Grund pflege ich dieses Buch eine Anatomie aller Teile der Seele zu nennen, da niemand eine Gemütsbewegung finden wird, deren Bild nicht in diesem Spiegel wiederleuchtete.
J.Calvin, Vorrede zum Psalmenkommentar (1557), zit. nach R. Schwarz, Calvins Lebenswerk in seinen Briefen, Bd.2, 1909, 175f.
Ich habe die Nacht einsam hingebracht ... und schließlich ... die Psalmen gelesen, eines der wenigen Bücher, in dem man sich restlos unterbringt, mag man noch so zerstreut und ungeordnet und angefochten sein.
R.M. Rilke, Briefe an seinen Verleger, Leipzig 1934, 247.
Den Psalter lese ich wie seit Jahren täglich, es gibt kein Buch, das ich so kenne und liebe wie dieses.
D. Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, München 1970, 52 (Brief an seine Eltern vom 15.05.1943).
Die absolute Anwesenheit inmitten des Schweigens zu suchen, mitten in der Hoffnung zu verzweifeln, den eigenen Durst jedoch durch ein Übermaß an Verbrennungen zu löschen, und zu verkünden, dass es mir an nichts mangeln wird, wenn ich dem Unsichtbaren als meinem Hirten anvertraut bin -- Abenteuer, Paradox und lyrische Religiosität finden hier, in den Psalmen, ihr Modell und ihren Ausdruck.
E. Lévinas, Außer sich. Meditationen über Religon und Philosophie, München / Wien 1991, 179.
Samstag, 2. Mai 2009
Seelsorge konkret (1): Sharing "Joys and Concerns"
a) Seelsorge findet im Kontext der Kirche statt. Dabei verstehe ich Kirche nicht als Ortsbeschreibung, sondern als ein "support system".
b) Der Kirchenraum symbolisiert: Seelsorge geschieht "coram deo" - vor Gott.
c) Seelsorge ist nicht Sache des Pfarrers allein, sondern (Auf-)Gabe der Gemeinde.
d) Seelsorge kann ein Gespräch sein, wir müssen aber aufhören, nur in einem Gespräch Seelsorge zu sehen. Denn neben dem Gespräch bedürfen auch andere Phänomene der Seelsorge der kritischen Reflexion durch die Praktische Theologie.
e) Dadurch das "Joys und Concerns" ihren Platz vor der Predigt haben, wird der enge Zusammenhang zwischen Seelsorge und Verkündigung deutlich. In der Verkündigung wird auf Gott verwiesen, von dem wir Hilfe erwarten können.
f) Das Rechnen der Seelsorge mit dem Eingreifen Gottes konkretisiert sich in der Gebetspraxis der Gemeinde. Inmitten von Ohnmachtserfahrungen rechnet die Gemeinde mit der Allmacht Gottes.
Montag, 27. April 2009
Seelsorgerliche Präsenz
Wichtiger als diese durchaus interessante Beobachtung finde ich, dass bei Geburtstagsbesuchen Seelsorger überhaupt erst präsent sind. Beim Hausbesuch überschreiten sie Grenzen, indem sie Menschen besuchen, die nicht selten aus einem anderen Milieu stammen als sie selbst. Dadurch machen sie sich zumindest erstmal ansprechbar. Ansprechbar für religiöse Fragen, aber eben auch persönliche Probleme. Es entsteht ein Raum zur Seelsorge. Beim ersten Kontakt werden sich selten tiefer gehende Gespräche ergeben, aber es entsteht eine Vertrauensbasis, die bei späteren Begegnungen tiefere Gespräche ermöglicht.
Eine andere Form der "seelsorgerlichen Präsenz" begegnet einem in der Krankenhausseelsorge. In der Krankenhausseelsorge wird Wert daraufgelegt, dass die Patienten über die Möglichkeit zur Seelsorge informiert werden. So gibt es vielerorts dreistellige Kurzwahlnummern unter denen ein Seelsorger telefonisch erreichbar ist.
Allein zu wissen, dass jemand für einen da ist, wenn man ihn braucht, kann m.E. bereits seelsorgerlich sein. Paradox formuliert: Seelsorge kann also auch dann Seelsorge sein, wenn sie nicht stattfindet.
Samstag, 25. April 2009
Das Wort zum Sonntag: Zachäus
Weil Zachäus klein ist, steigt er auf einen Baum... Nach ganz oben. Von da kann er alles sehen. Von da sieht er Jesus. Aus der Distanz kann er alles genau beobachten. Gebannt hört er Jesus zu.
Plötzlich stoppt Jesus seine Rede. Er schaut nach oben - zu dem Baum. Zachäus schaut nach unten - zu Jesus. Ihre Blicke treffen sich. Jesus sieht Zachäus. Zachäus sieht Jesus.
Das Unglaubliche geschieht. Der große Star ruft den kleinen Mann. Jesus ruft den Sünder Zachäus und sagt zu ihm: "Komm herunter!" - Komm 'runter von deinem hohen Baum. Sei nicht länger ein Zuschauer. Ich will mit Dir reden. Ich will wissen, wer du bist. Wo Du wohnst, wo Du lebst. Was Du glaubst und woran Du zweifelst.
An diesem Tag aßen sie zusammen. Und redeten von Mann zu Mann. Unter vier Augen. Gemeinsam an einem Tisch. Wir wissen nicht, worüber sie geredet haben. Aber wir wissen, dass diese Begegnung Zachäus Leben radikal auf den Kopf stellte. Jesus hatte ihn aus der Masse herausgerufen. Für Zachäus war das der Anfang eines neuen Lebens. Er wollte nicht länger betrügen, sondern alles wieder gut machen.
Die Begegnung zwischen Jesus und Zachäus hat die Menschen so beeindruckt, dass sie bis heute erzählt wird. Es wird berichtet, dass dadurch manche zum Glauben gefunden hätten, weil sie erkannten, dass das ganze Theoriewissen, das sie über Gott haben, nichts zählt, sondern Gott sie in die Gemeinschaft ruft.
"Mit so einem isst Jesus!?" - meinten die Leute. Daraufhin sagt Jesus:
"Ich bin gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist."
( nach dem Lukasevangelium, Kapitel 19, Verse 1-10)
Sein wollen wie Gott?
Was ich bislang gehört und gelesen habe ist zum Verzweifeln:
Führer in das Heilige, Geistlicher Manager, Generalist (=hochbegabter Alleskönner?), Träger der Erinnerung, Repräsentant Gottes (!)... Bei solchen Beschreibungen wird mir ganz schlecht.
Natürlich ist es toll, wenn es uns gelingt, Menschen ins Heilige zu führen und sicher gibt es einem ein erhabenes Gefühl, wenn andere in einem Gott erkennen. Ich werde aber den Verdacht nicht los: Diese Bilder sind brandgefährlich. Mehr oder weniger sichtbar geht es dabei immer um Macht. Einerseits resultieren die Pfarrerbilder in Minderwertigkeitskomplexen der Autoren, die unter dem gefühlten Bedeutungsverlust des Pfarramtes leiden. Und andererseits überfordern sie unsere Pfarrer maßlos mit Ansprüchen, die sie niemals erfüllen können. Diese Bilder vergrößern das Machtstreben, das in jedem Menschen eh schon vorhanden ist. Dabei sagt Jesus doch: "ohne mich könnt ihr nichts tun...".
Vielleicht sollte mal eine Pastoraltheologie geschrieben werden, die nur beschreibt, was der Pfarrer nicht ist... Als eine Art Korrektiv... Eine Pastoraltheologie, die den Vikaren und Pfarrern dieser Welt sagt: Du wirst gebraucht, aber lass dein Machstreben hinter dir und lass Jesus (Pfarr-)Herr der Kirche sein.
Donnerstag, 23. April 2009
Interaktive Bibellektüre
"Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er."(Lk 23,46)
Im Psalm 31,6 finden sich die gleichen Worte: "In deine Hände befehle ich meinen Geist...". Doch das ist nicht alles. Der Vers geht weiter. Die jüdischen Leserinnen und Leser, die mit dem Psalm vertraut waren, wussten das. Die Fortsetzung lautet:
"...du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott!".
Da mir Ps 31 durch eine wörtliche Vertonung sehr vertraut ist, fiel mir bei meiner Lukaslektüre sofort die Fortsetzung ein: "Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott", flüsterte ich leise, nachdem ich Jesu Worte gelesen hatte. Diese bekannten Worte wurden zu meinem persönlichen Bekenntnis.
Könnte Lukas diese Antwort seiner Leserinnen und Leser bewusst provoziert haben? Wenn ja, dann wäre das Lukasevangelium das zweite Evangelium, das mit einem Bekenntnis zur Gottheit Jesu schließt (vgl. Thomas, "Mein Herr und mein Gott", Joh 20,28), jedoch ohne dieses explizit zu erwähnen.
Mein Zugang zur Schöpfung(stheologie)
Kreationismus, Intelligent Design, Evolution? Ich hab keine Ahnung wie Gott die Welt geschaffen hat. Naturwissenschaften waren nie mein Ding. Aber ich glaube, dass Gott die Welt geschaffen hat. Seine Schöpfung bringt mich immer wieder ins Staunen.
Ins Staunen wollen auch die biblischen Texte führen, wenn sie von der Schöpfung erzählen. "Am Anfang schuf Gott..." heißt es da. Und dann geht es los...
Gott macht aus dem Chaos etwas Sinnvolles.
Und aus der Dunkelheit macht er Licht.
Gott erschafft keine Fische (das wäre eine Untertreibung), sondern lässt es nur so wimmeln vor Fischen im Meer... Er schafft Menschen und Tiere, aber nicht nur das: Er gibt ihnen die Möglichkeit zur Fortpflanzung. Er ist ein Lebensspender durch und durch.
Mein Zugang zur Schöpfungstheologie ist also kein naturwissenschaftlicher, sondern ein durch und durch staunend-lobpreisender Zugang.
Sonntag, 19. April 2009
Zur Komplexität moderner Gottesdienste
Wie kein anderes Gottesdienstformat erfordern moderne Gottesdienste einen extrem hohen Arbeitsaufwand. Deutlicher als anderswo muss im modernen Gottesdienst ein roter Faden klar erkennbar sein, da es sonst leicht zu einer Reizüberflutung kommen kann, bei der man den Gottesdienst zwar 90 Minuten lang aufmerksam verfolgt, aber letztlich nicht viel von dem Gesagten und Erlebten hängen bleibt.
Wer moderne Gottesdienste plant, unterschätzt oft, was die liturgischen Vorgaben für den traditionellen Gottesdienst leisten. Der Wochenspruch, das Motto des Gottesdienstes, der entsprechende Predigttext, die liturgischen Farben des Kirchenjahres, die sorgfältig ausgewählten Liedstrophen mit wiederkehrenden Motiven - all dies ist für Pfarrerinnen und Pfarrer (zumindest als Empfehlung) vorgegeben und eine ungemeine Arbeitserleichterung. Die liturgischen Elemente sorgen im Idealfall dafür, dass der Gottesdienstbesucher den Eindruck eines "abgerundeten" Gottesdienstes bekommt. Das Thema des Gottesdienstes zieht sich wie ein roter Faden durch sämtliche Elemente und erleichtert die Konzentration auf das Wesentliche.
In den traditionellen Gottesdiensten ist es die Liturgie, die sich für den roten Faden verbürgt. Der Verzicht auf multimediale Elemente, die Schlichtheit der Liturgie, das Fehlen überraschender Momente -- all das schützt vor Reizüberflutung. Das Problem der anderen Art ist hier: die Gefahr der Langeweile. Darum braucht es auch hier "frische" Elemente, die die Liturgie bereichern. Dies kann etwa durch die Kirchenmusik geschehen. Das Auftreten eines Chores, etc. Oder durch die wöchentliche Kinderpredigt, wie sie in den angelikanischen Kirchen üblich ist. Im Grunde wird aber der rote Faden bleiben.
Moderne Gottesdienste brauchen ebenso wie traditionelle Gottesdienste einen roten Faden mit wiederkehrenden Motiven, die sich um ein und dasselbe Thema kreisen. Verzichtet man auf eine Liturgie, braucht es eine sorgfältig erarbeitete Programmgestaltung ("programming"), deren Aufwand nicht zu unterschätzen ist. Gemeinden wie Willow Creek, die nun in Sachen moderner Gottesdienste ja wahrlich zu den "Profis" gehören, brauchen für die Gottesdienstplanung mehrere Wochen Vorlauf! Ich denke, dass sich ihr Fleiß auszahlt. Nicht jeder hat ein gutes Gespür für diese Aufgabe, darum ist es ratsam ein Programmteam einzusetzen, mit Leuten die speziell dafür begabt sind.
Moderne Gottesdienste können von der Liturgie lernen, den roten Faden im Auge zu behalten. Liturgische Gottesdienste hingegen können von modernen Gottesdiensten lernen, das Überraschende und Spontane zu entdecken, um ihren Gottesdienst zu bereichern.
Mittwoch, 8. April 2009
Lobpreis einmal anders
Narrativ entfaltet das 1. Buch Mose hier eine Theologie lobpreisenden Charakters, die den Leser über die Größe Gottes staunen lässt. Diese Form der Theologie spiegelt sich auch in der Rede vom "ewigen Bund" wieder (1. Mose 9 und 17). Gott schließt nicht irgendeinen Bund, sondern entscheidet sich dafür, sich für alle Zeit an seine Schöpfung zu binden. Er sichert nicht nur den Fortbestand der Menschheit, sondern segnet sie, damit sie die Erde füllen. Der in der Schöpfungserzählung ausgesprochene Segen gilt nicht nur temporär, sondern für immer. 1. Mose 9 und 17 redet somit von einem Bund, der die Leserinnen und Leser in das Bundesgeschehen mit hineinnimmt, denn: Wenn der Bund Gottes mit Noah und Abraham ewigen Charakters ist, dann gilt er bis zum heutigen Tag.
Vor Deiner Tür
Jetzt stell Dir einmal vor, es klopft an Deiner Tür. Du hörst eine freundliche Männerstimme sagen: „Ich bin's, Jesus. Lässt Du mich rein?“ Keine Ahnung, wie Du reagieren würdest. Ich zumindest würde denken, ein Verrückter steht vor meiner Tür.
Auch wenn ich an die Sache mit Jesus glaube, ist mir soetwas noch nie passiert und ich bezweifle, dass es irgendjemandem passieren wird. Trotzdem staune ich über diese Worte in der Bibel: „Jesus sagt: Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an...“ (Offenbarung, Kapitel 3, Vers 20).
Für mich bedeutet das soviel wie: „Hey Du, ich hab Interesse an Dir. Du bist mir nicht egal. Du bist mir wichtig. Darum bin ich gekommen. Ich bin Dir näher als Du denkst. Ich steh vor Deiner Tür. Wenn Du willst, bleib ich hier ewig stehen, ich dräng mich nicht auf, aber wenn Du mich in deinem Leben haben möchtest, wenn Du meine Gegenwart erleben willst, wenn Du meine Hilfe brauchst – dann bin ich nur ein Gebet weit entfernt.“