Mittwoch, 10. Juni 2009

Veränderungen (?)

In den letzten 30 Jahren hat es in den amerikanischen Gemeinden zahlreiche Veränderungen gegeben:

Aus der "sermon" wurde eine "message". Die "liturgy" wurde durch ein "program" ersetzt, so dass ein "programming team" her musste. 
Die Kanzel wurde durch einen kostengünstigeren Notenständer ersetzt, sodass sich der Prediger dynamisch durch den Raum bewegen oder sich lässig auf einen Barhocker setzen konnte. 
Aus der Kirchenbank wurde ein bequemer KinosesselDie Orgel und das Klavier wurden durch ein "worship team" abgelöst. Und der "projector", nur in Deutschland nennt man ihn übrigens "Beamer", hat das Gesangbuch schon lange abgelöst. Erzählt man einem Amerikaner von Predigtkasetten, findet er das höchst-kurios, wenn nicht lächerlich, denn schon lange haben MP3s die Predigt-Kasetten ersetzt. 

Viele Veränderungen also. Aber sind das überhaupt Veränderungen?

Die meisten FEGs folgen dem Paradigma eines amerikanischen, zeitgenössischen Gottesdienstes ("contemporary service"). Auch landeskirchliche Gemeinden bieten sog. Zweitgottesdienste an oder versuchen moderne Elemente zu integrieren ("blended worship").

Früher dachte ich, dass gerade in der Modernität die Lösung für eine Erneuerung des Gottesdienstes steckt. Heute denke ich: Nicht die Form bringt die Veränderung, sondern der Zugang. Erst wenn die Menschen einen persönlichen Zugang zur Predigt bekommen, kann sie einen Menschen ansprechen und verändern. 
Da nur ein Bruchteil der Menschen einen Zugang zu unseren Gottesdiensten hat, brauchen wir Gottesdienst-re-formen. Welche Form (ob modern, traditionell oder irgendwo dazwischen), ist dabei aber nicht entscheidend. 

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Prinzipiell stimme ich dir zu. Jedoch würde ich die Ebenen unterscheiden. Der prinzipielle "Zugang" ist vorangestellt. Wenn dieser gegeben ist, kann die Gestaltung des Gottesdienstes nun aber schon auch Einfluss auf die Gesamthaltung haben. Wird mir z.B. die landeskirchliche Liturgie nicht erklärt, werde ich einen schwereren Zugang zu ihr haben, wie zu einem simpleren "freikirchlichen" Gottesdienst, in dem die einzelnen Stücke häufiger erklärt werden. Musikgeschmack ist auch sowieso subjektiv und sehr unterschiedlich. Ich würde nun aber nicht sagen, dass alle Gottesdienste gleich und "modern" oder sonst was werden sollten. Vielmehr bin ich für eine Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten, wie es auch eine Fülle an verschiedenen Menschenschlägen gibt. (Die Frage, wie oder wo dann die Gesamtgemeinde zusammenkommt usw. drängt sich dann natürlich auf.)
Ist der prinzipielle "Zugang" nun aber nicht gegeben, kommt auch wieder der subjektive Geschmack ins Spiel. Je nachdem (und auch, was man vielleicht von früher noch kennt), erträgt man eine Umsetzung besser als eine andere. Andererseits kann es natürlich auch herausfordernd sein, mit etwas in Kontakt zu kommen, dem man sich ansonsten nicht ohne weiteres aussetzen würde.