Samstag, 23. Mai 2009

Tauffest

Im niedersächsischen Loccum werden "Tauffeste" veranstaltet - eine spannende Idee! Ausschlaggebend war der Gedanke, dass längst nicht mehr alle Kinder getauft werden. Dies liegt sicherlich auch daran, dass die Taufe heute häufig mit einem Familienfest assoziiert wird. Zerbricht die Ehe/Partnerschaft der Eltern oder können sich die Eltern ein Fest finanziell nicht leisten, kann dies zu einem Grund werden, sein Kind nicht taufen zu lassen. Das sollte nicht so sein! 

In Loccum werden Eltern deren Kinder noch nicht getauft wurden, angeschrieben und zu einem Vorbereitungstreffen eingeladen. Später gibt es dann ein großes Tauffest. Es gibt eine Führung zu 8 verschiedenen Tauforten, von denen sich der Täufling dann einen Ort aussuchen kann. Zusammen wird dann gefeiert. Den Abschluss bildet ein Gottesdienst, bei dem noch einmal alle zusammenkommen. 

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Bei den letzten zwei Tauffesten ließen sich 108 (!) Kinder taufen. 108! -viele von ihnen wären ohne ein Tauffest wohl nie getauft worden.  

Auch wenn ich über das Ergebnis nur staunen kann, regen sich einige theologische Vorbehalte in mir: Wird Taufe da nicht zu einem Erlebnis, dessen Bedeutung im Event untergeht? 

Aber dann denke ich: Meine Erfahrung ist, dass die Mehrheit der "gläubigen" Christen in Deutschland bereits als Kinder getauft wurden. [Manche davon nehmen ihren Glauben so ernst, dass sie sich ein zweites Mal taufen lassen wollen, was m.E. gar nicht notwendig gewesen wäre.] Fest steht: Diejenigen die ihr bewusstes "Ja" zu Jesus Christus gegeben haben, sind oft schon früh in den Kindergottesdienst oder die Jungschar gegangen... 

Was wäre, wenn von diesen 108 Kindern aus Loccum vielleicht nur 20, 30 oder 40 später ihr "Ja" zur Taufe geben würden? Was wäre, wenn auch nur einige von ihnen in den Kindergottesdienst oder die Jungschar kämen und schon früh von Jesus etwas erfahren würden? Wenn sie in ihre Taufe "hinkriechen" könnten?
Vielleicht werden sich auch manche von ihnen erst im Alter von 80 oder 90 an den Konfiunterricht zurückerinnern, sich noch einmal auf "die Suche" machen und erst spät in ihrem Leben ihr "Ja" zu Jesus finden. Hätte sich dann selbst bei einem Kind das Tauffest nicht schon gelohnt? Diese Gedanken lassen mein Herz schneller schlagen...

Näheres über das Tauffest erfahrt ihr hier: 
http://kirche-im-aufbruch.ekd.de/praxis/projekt_des_monats/10036.html

2 Kommentare:

Achti hat gesagt…

So beeindruckend der Erfolg dieser Tauffeste ja auch ist, so frage ich mich doch, ob man sie auch veranstalten würde, wenn in unserer Kirche die Taufe nicht mit der Mitgliedschaft verbunden wäre.
Der Effekt ist ja der, dass durch dieses Fest 108 neue Mitglieder der Kirche zugeführt worden sind. Das ist ja an sich begrüßenswert.
Nur wird da die Mitgliederfrage, die die verfasste Kirche nur in institutioneller Hinsicht betrifft, durch die Taufe theologisch überhöht, und die Taufe damit in ihrer eigentlichen, theologischen Bedeutung nicht erfasst.
Es wäre wohl allen mehr geholfen, würde man wie in der methodistischen Kirche die Kirchenmitgliedschaft nicht von der Taufe abhängig machen.
Und dann könnten wir unbefangen und ungeschminkt auf Mitgliedersuche gehen, ohne es theologisch zwangslegitimieren zu müssen.

Oliver hat gesagt…

zu Achtis Beitrag: Es wäre tragisch und beschämend, wenn es bei Taufen um "Mitgliedergewinnung" ginge, im Sinne eines Marketing-Tools.Ich glaube nicht, dass das der Fall ist.

Es geht doch darum, dass Menschen "zu Jüngern Jesu werden". Wir brauchen doch keine Vereins-MITglieder, sondern GemeindeGLIEDER (im Sinne von 1 Kor 12 und Röm 12).

Ich würde Tauffeste auch dann veranstalten, wenn sie nicht mit einer Mitgliedschaft im Zusammenhang stünden. Trotzdem fände ich es nicht sinnvoll, die Kirchenmitgliedschaft von der Taufe zu trennen.

Ich will auch sagen warum: Ich sehe die Taufe mit Calvin u.a. in Analogie zur Beschneidung im Alten Testament. Insofern sehe ich durchaus einen Zusammenhang zwischen der Taufe und der Zugehörigkeit zur Kirche.