Donnerstag, 21. Mai 2009

Carl Rogers (1902-1987) und seine Rezeption in der evangelischen Seelsorge

Ich möchte mich in meiner mündlichen Prüfung im Bereich Seelsorge mit dem Thema "Carl Rogers und seiner Bedeutung für die evangelische Seelsorge" befassen: Zunächst möchte ich kurz seine Therapieform beschreiben und im nächsten Blogpost eine Reihe von Anfragen äußern. Über euer Feedback zu Rogers wäre ich sehr dankbar!

Doch zunächst die Beschreibung: Carl Rogers ist Begründer der Klienten-Zentrierten-Gesprächstherapie (auch Personenzentriert oder einfach Gesprächspsychotherapie genannt). Therapie ist nach diesem Modell ganz auf den Ratsuchenden und dessen Gefühle konzentriert. Sie ist darum nicht-direktiv, d.h. der Therapeut wird keinerlei Wertungen vornehmen und keine Ratschläge erteilen.

Besonders häufig wurde in der Seelsorgelehre auf die Beziehung zwischen Klient und Therapeut hingewiesen. Dabei gibt es Grundwerte:

a) Echtheit: Der Therapeut darf keine Fassade aufbauen, es ist wichtig, dass er authentisch bleibt.
b) Wertschätzung (bedingungslose Zuwendung ohne jegliche Wertung des Gesagten)
c) Empathie (einfühlendes Verstehen): Rogers schlägt vor, dass der Therapeut sich in die Situation des Klienten derart hineinversetzt, dass er so sehr mitfühlt, dass er eine Zeitlang in der Gefühlswelt des Klienten lebt.  

Rogers benutzt die Technik des "Spiegelns" ("mirroring"). Würde zu ihm jemand sagen: "Ich bin krank", könnte er z.B. entgegen "Sie sind krank?".  Ist jemand verärgert, würde er sagen: "Ich sehe Sie Sie sind verärgert...". Es lohnt sich dieses Spiegeln mal bei jemanden auszuprobieren. Selbst mit vorheriger Absprache, wird sich der andere zutiefst verstanden fühlen... ;)

Das untenstehende Video zeigt Carl Rogers mit seiner Klientin Gloria. Danke, youtube!

2 Kommentare:

Daniel hat gesagt…

Hmm...mit Rogers ist es ein klein bisschen wie mit Luther, glaube ich: Fast jede(r) kann was Passendes bei ihm finden... ;-)

Wichtig finde ich vor allem Rogers’ biographischen Background. Und gerade wir "Frommen" sollten seine Enttäuschungen im evangelikalen Kontext sehr aufmerksam zur Kenntnis nehmen.

http://oliverbloggt.blogspot.com hat gesagt…

Ja, Daniel, dass denke ich auch.

Durch den biographischen Hintergrund wird auch deutlich, warum manche Formulierungen bei Rogers doch sehr theologisch klingen. Etwa wenn Empathie als bedingungslose Annahme charakterisiert wird.