Sonntag, 3. Mai 2009

Die Psalmen

In den nächsten Wochen werde ich hin- und wieder etwas über die Psalmen bloggen. Bernd Janowski hat in seinem Reader zur Psalmenvorlesung eine Zitatensammlung vorgelegt, die ich hier zur Einstimmung wiedergeben möchte:
Ich bin der Ansicht, dass in den Worten dieses Buchs das ganze menschliche Leben, sowohl die geistlichen Grundhaltungen als auch die jeweiligen Bewegungen und Gedanken umfasst und enthalten sind.
Athanasius von Alexandrien (295-373), Brief an Marcellinus

Denn ein menschlich Herz ist wie ein Schiff auf dem wilden Meere, welches die Sturmwinde von den vier Orten der Welt treiben ... Solche Sturmwinde aber lehren mit Ernst reden und das Herz öffnen und den Grund herausschütten ... Was aber ist das meiste im Psalter, denn solch ernstlich Reden in allerlei solchen Sturmwinden? Wo findet man feinere Worte von Freuden, als die Lobpsalmen oder Dankpsalmen haben?
M.Luther, Vorrede zum Psalter (1528), WA.DB 10,1,101f.

Nicht ohne Grund pflege ich dieses Buch eine Anatomie aller Teile der Seele zu nennen, da niemand eine Gemütsbewegung finden wird, deren Bild nicht in diesem Spiegel wiederleuchtete.
J.Calvin, Vorrede zum Psalmenkommentar (1557), zit. nach R. Schwarz, Calvins Lebenswerk in seinen Briefen, Bd.2, 1909, 175f.

Ich habe die Nacht einsam hingebracht ... und schließlich ... die Psalmen gelesen, eines der wenigen Bücher, in dem man sich restlos unterbringt, mag man noch so zerstreut und ungeordnet und angefochten sein.
R.M. Rilke, Briefe an seinen Verleger, Leipzig 1934, 247.

Den Psalter lese ich wie seit Jahren täglich, es gibt kein Buch, das ich so kenne und liebe wie dieses.
D. Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, München 1970, 52 (Brief an seine Eltern vom 15.05.1943).

Die absolute Anwesenheit inmitten des Schweigens zu suchen, mitten in der Hoffnung zu verzweifeln, den eigenen Durst jedoch durch ein Übermaß an Verbrennungen zu löschen, und zu verkünden, dass es mir an nichts mangeln wird, wenn ich dem Unsichtbaren als meinem Hirten anvertraut bin -- Abenteuer, Paradox und lyrische Religiosität finden hier, in den Psalmen, ihr Modell und ihren Ausdruck.
E. Lévinas, Außer sich. Meditationen über Religon und Philosophie, München / Wien 1991, 179.


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