Sonntag, 21. Oktober 2007

Das Alte Testament als erster Teil der christlichen Bibel

Diese Woche sprach Professor Janowski (links abgebildet) in seiner Vorlesung vom Alten Testament als den "ersten Teil der christlichen Bibel". Ist doch eigentlich klar. Oder?
Die Aussage hat mich ins Nachdenken gebracht...Warum verschenken die Gideons immer nur das Neue? Und warum beinhaltet die in den Landeskirchen gebräuchliche Perikopenordnung überwiegend Texte aus dem Neuen Testament, wenn das Alte Testament doch umso umfangreicher ist?
In der reformierten Tradition wurde neben dem sola auch das „tota scriptura“ betont (die ganze Schrift). „Die Schrift allein soll Königin sein!", das wusste auch Luther. Doch wie steht es um meinen Kanon im Kanon? Bin ich bereit mich von den Texten des Alten Testaments herausfordern und hinterfragen zu lassen?

Das Alte Testament... Ich will es wieder entdecken als den ersten Teil der Heiligen Schrift. Mit allen Fragen, dich ich habe. Genau hinhören. Mich den Texten nicht über- sondern unterordnen. Die Torah neu entdecken, nicht als Gesetz sondern als Lebensweisung.

3 Kommentare:

Achti hat gesagt…

Wie beurteilst Du denn das Prädikat "alt"?
Und was hältst Du von der Modeerscheinung vom "Ersten Testament" zu reden?

http://oliverbloggt.blogspot.com hat gesagt…

@ Achti: Nach meiner Erfahrung ist der Begriff "Altes Testament" so geläufig, dass er kaum reflektiert wird. Diejenigen, die aber trotzdem vom "Ersten Testament" reden wollen, tun das, weil sie "alt" mit "veraltet" gleichsetzen. Ich finde aber, dass das Wort "alt" nicht zwangsläufig negativ besetzt ist. Man denke nur an die "Ältesten" der Gemeinde...

Wenn es uns Theologen gelingt, diesen "alten Reichtum", diesen "alten Schatz" des ersten Teils der Bibel ins Bewusstsein zu rufen, dann kann auch die Bezeichnung "Altes Testament" stehen bleiben.

Schwieriger ist die Frage, wie sich die Bundesschlüsse zu einander verhalten. Ein paar vorläufige Gedanken: Das Alte Testament redet ja nicht von einem Bund, sondern von verschiedenen Bundesschlüssen (z.B. Gen 9 Noah, Gen 17Abraham).
Vereinfacht gesprochen kann man aber sagen, dass es sich bei einem solchen Bundesschluss immer um die konkret erfahrene Zuwendung Gottes zu den Menschen handelt, wodurch eine Gottesbeziehung möglich wird.

Diese Zuwendung zeigt sich auf vielfache Weise im AT wie im NT. Neu im NT ist, dass sich diese Zuwendung jetzt außerdem auf die Nicht-juden bezieht. Sie ist aber darum nicht von einer höheren Qualität, sondern von größerer Konkretion. Hier wird das konkret, was im ersten Teil der Bibel schattenhaft schon angedeutet wurde: "Gott will, dass allen Menschen geholfen wird."

Achti hat gesagt…

Da bin ich aber beruhigt. Ich finde nämlich das Gelaber "Vom ersten Testament" Schönfärberei.
Jer 31 redet vom Neuen Bund. Und in Hebr. 8 wird ja auch alt und neu verwendet.
In unserem dt. Rechtssystem gibt es Ergänzungsverträge. Somit wird der jeweils alte Vertrag nicht ungültig, der neue jedoch nur durch den alten verständlich.
Wer die Bezeichnung "Altes Testament" aus einem falsch verstandenen Respekt (oder Scheu?) vor dem Judentum ablehnt, sollte auch gleich die Bezeichnung "Christus" ersetzen. Entweder ist er der Messias oder nicht.